Das ist auch kein Wunder. Bei etwas über 18.000 Apotheken im Lande sind sie fast immer um die Ecke. Die Hürden, sich den berühmten Pieks zu holen, sind geringer. Bei den Menschen genießen Apotheker:innen ein hohes Vertrauen, und sie bieten Service ohne Termin. Sie ziehen womöglich auch jene an, die sich nicht eigens an ihren Arzt oder ihre Ärztin wenden, um geimpft zu werden. Der Impfschutz lässt sich ungleich leichter in den Alltag der Menschen integrieren. Möglich ist ein Impfschutz-to-go. Impfen in der Apotheke? Das sollte auch bei uns Standard werden.
Im Übrigen ist es eine Maßnahme, die sich rechnen würde, denn gesunde Menschen kosten dem Gesundheitssystem weniger Geld. Modellrechnungen zeigen: Durch Impfungen in Apotheken könnten etwa 7,55 Millionen Menschen zusätzlich gegen Grippeviren, Pneumokokken- und FSME-Erreger geimpft werden. Allein bei den Pneumokokken, die unter anderem Lungenentzündungen verursachen, könnten damit mindestens 20.487 Krankheitsfälle vermieden werden. Das bedeutet auch: Über 75.000 weniger verlorene Arbeitstage und 19,6 Millionen Euro weniger Krankenhauskosten. Kämen alle EU-Staaten auf die empfohlene Grippeschutzquote von 75 Prozent, blieben ihnen jährlich über eine Million verlorene Arbeitstage, 1,7 Millionen grippebezogene Krankheitsfälle und 31.400 Krankenhausaufenthalte erspart.
Die Mehrheit der Menschen, die sich nicht impfen lassen, sind keine „Impfgegner“. Es fehlt ihnen schlicht die Gelegenheit. Apothekenimpfungen geben Impulse zu Neu- und Folgeimpfungen. Sie sind ein Hebel, um Deutschlands mittelmäßigen Impfquoten zu steigern. Wir sollten das nutzen. Schließlich steht potenziell jede einzelne Impfung, die im Regal liegen bleibt, für einen Krankheitsausbruch, der hätte vermieden werden können.