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HomeNewsroomNews & StoriesImpfen in der Apotheke: Für ein Mehr an GesundheitImpfen in der Apotheke: Für ein Mehr an GesundheitPrävention

11.05.2022 von Ramin Heydarpour

Im Grunde sind sie Alleskönner: Impfstoffe vermeiden Krankheiten, bevor sie entstehen. Sie können schwere Verläufe und Komplikationen verhindern. Sie helfen uns bei der Antibiotika-Krise, weil sie bakterielle Folgeerkrankungen – z.B. eine Lungenentzündung nach einer Grippe – eindämmen. Sie schenken sogar Freiheit, wie uns die Pandemie gelehrt hat. Und selbst Krebs können sie vermeiden helfen. Das wissen wir spätestens seit der Entwicklung der HPV-Vakzine.

Impfungen gehören zu Recht zu den großen Errungenschaften der Medizin. Und dennoch - wir laufen bei allen wesentlichen Impfungen den wissenschaftlich begründeten Impfzielen hinterher. Zumindest in Deutschland. Das prominenteste Beispiel: die COVID-19-Impfung. Über unsere Impfquote wundert sich die halbe Welt.

Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden: Impfungen gehören zu Recht zu den großen Errungenschaften der Medizin.


Die Liste ist lang. Für einen Gemeinschaftsschutz sollten sich 75 Prozent der älteren Menschen gegen Influenza impfen lassen. In Deutschland sind es 38,8 Prozent. Noch schlechter sieht es bei den Pneumokokken-Impfstoffen aus. Auch bei Masern haben wir die Impfziele bisher nicht erreicht – trotz einer partiellen Impfpflicht. Hinzu kommt: Im Schatten der größten Impfkampagne in der Geschichte – de facto wurden in den vergangenen zwei Jahren so viele Impfungen durchgeführt wie noch nie – gehen die Quoten bei fast allen Standardimpfungen zurück. Das ist keine gute Nachricht.

Die Frage ist deshalb: Tun wir genug, um dieser wichtigen Disziplin der Prävention zum Erfolg zu verhelfen? Muss das Impfen in Deutschland nicht viel einfacher werden? Wenn die Menschen nicht zur Impfung kommen, muss dann nicht die Impfung zu den Menschen kommen?

Andere Länder sind weiter: Dort ist das Impfen in der Apotheke möglich


Bisher durften in Deutschland nur Ärzt:innen impfen. Erst vor zwei Jahren wurden erste vorsichtige Modellprojekte initiiert, die in einzelnen Regionen des Landes zumindest die Grippeimpfung in der Apotheke möglich machten. Seit Februar dürfen Apotheker:innen auch gegen COVID-19 impfen – bisher allerdings nur bis zum Jahresende. Andere Länder sind da weiter: In 45 Ländern ist das Impfen in einer Apotheke längst möglich.

Die dort gemachten Erfahrungen zeigen: Es funktioniert. In Irland etwa impfen Apotheker:innen seit 2011 gegen Grippe. Dort ist die Zahl der Impfungen im gesamten Gesundheitssystem deutlich gestiegen. Auch in Ontario, Kanada, stieg die Grippe- und in den USA die Pneumokokken-Impfquote. In Frankreich darf seit Oktober 2019 landesweit in allen Apotheken geimpft werden. Das ebnete den Weg dafür, dass sie schon im März 2021 mit Corona-Impfungen beginnen konnten. Bisher 15 Millionen Dosen sind in französischen Apotheken verabreicht worden – ein wichtiger Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Deshalb hat die oberste Gesundheitsbehörde die Erweiterungen der Impfkompetenzen für Apotheker:innen empfohlen: Ab Ende 2022 können Apotheken dort alle Totimpfstoffe verimpfen – mit wenigen Ausnahmen. Und auch aus dem deutschen Modellprojekt wissen wir: Die Impfquoten steigen, wenn die Apotheken mitmachen.
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Impfen in der Apotheke: Ein Gesundheitsschutz-to-go


Das ist auch kein Wunder. Bei etwas über 18.000 Apotheken im Lande sind sie fast immer um die Ecke. Die Hürden, sich den berühmten Pieks zu holen, sind geringer. Bei den Menschen genießen Apotheker:innen ein hohes Vertrauen, und sie bieten Service ohne Termin. Sie ziehen womöglich auch jene an, die sich nicht eigens an ihren Arzt oder ihre Ärztin wenden, um geimpft zu werden. Der Impfschutz lässt sich ungleich leichter in den Alltag der Menschen integrieren. Möglich ist ein Impfschutz-to-go. Impfen in der Apotheke? Das sollte auch bei uns Standard werden.

Im Übrigen ist es eine Maßnahme, die sich rechnen würde, denn gesunde Menschen kosten dem Gesundheitssystem weniger Geld. Modellrechnungen zeigen: Durch Impfungen in Apotheken könnten etwa 7,55 Millionen Menschen zusätzlich gegen Grippeviren, Pneumokokken- und FSME-Erreger geimpft werden. Allein bei den Pneumokokken, die unter anderem Lungenentzündungen verursachen, könnten damit mindestens 20.487 Krankheitsfälle vermieden werden. Das bedeutet auch: Über 75.000 weniger verlorene Arbeitstage und 19,6 Millionen Euro weniger Krankenhauskosten. Kämen alle EU-Staaten auf die empfohlene Grippeschutzquote von 75 Prozent, blieben ihnen jährlich über eine Million verlorene Arbeitstage, 1,7 Millionen grippebezogene Krankheitsfälle und 31.400 Krankenhausaufenthalte erspart.

Die Mehrheit der Menschen, die sich nicht impfen lassen, sind keine „Impfgegner“. Es fehlt ihnen schlicht die Gelegenheit. Apothekenimpfungen geben Impulse zu Neu- und Folgeimpfungen. Sie sind ein Hebel, um Deutschlands mittelmäßigen Impfquoten zu steigern. Wir sollten das nutzen. Schließlich steht potenziell jede einzelne Impfung, die im Regal liegen bleibt, für einen Krankheitsausbruch, der hätte vermieden werden können.


RAMIN HEYDARPOUR
Manager Regional Market Access Vaccines

​​​​​​​Ramin Heydarpour ist Apotheker und Apothekenbetriebswirt. Bei Pfizer ist er als Manager Regional Market Access Vaccines für die Themen Marktzugang und Erstattung für Impfstoffe zuständig. Seit 2017 ist Ramin Heydarpour zudem ehrenamtlicher Pharmazierat in Berlin und seit 2019 Referent der Apothekerkammer Berlin für begleitenden Unterricht.

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