Um in Deutschland eine bessere Gesundheitsvorsorge zu erreichen, braucht es ein Werkzeug für mehr Verständnis und Transparenz: Den Präventionsindex.
Gesundheitsvorsorge und Präventionsarbeit sind sowohl für Einzelpersonen als auch für die Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Gute Vorsorge bedeutet, Krankheiten zu verhindern und frühzeitig erkennen, um sie bestmöglich zu behandeln und ein längeres, gesünderes Leben zu führen. Das fördert die Teilhabe am Alltag und reduziert die Gesundheitskosten für die Gesellschaft. Aber Prävention ist komplex – denn Präventionsarbeit umfasst oft sehr viele unterschiedliche Bereiche. Um mehr Transparenz über den Stand der Prävention in Deutschland zu schaffen und daraus Maßnahmen abzuleiten, wurde der Präventionsindex geschaffen.
Der Präventionsindex misst, in welchem Ausmaß und mit welchen Ergebnissen in Deutschland Präventionsarbeit geleistet wird. Das führt zu mehr Transparenz und kann konkrete Handlungsbedarfe aufzeigen. Hierfür wurden bisher 325 Kennzahlen aus verschiedensten Bereichen einbezogen und an vielen Stellen Zielwerte identifiziert. Diese Ziele helfen nicht nur, den Status Quo der deutschen Gesundheitsvorsorge zu beurteilen, sondern auch dabei, Präventionslücken zu identifizieren und konkrete Maßnahmen abzuleiten. Anhand öffentlicher Statistiken, Studien und Reports wird ermittelt, inwieweit diese Ziele erreicht werden.
Mit dem Präventionsindex kann beispielsweise die Zielerreichung im Bereich der Influenza-Impfprävention gemessen werden: Bei Erwachsenen über 60 Jahren zeigt sich eine Präventionslücke von 31,7 Prozent zwischen dem Status Quo (43,3% für den Zeitraum 2021/221) und dem Ziel der Weltgesundheitsorganisation (75%2). Bei der Hautkrebsfrüherkennung fehlt hingegen ein konkreter Zielwert: 15% der Bevölkerung nehmen ein Screening zwar in Anspruch3, allerdings lassen sich ohne Zielwerte keine konkrete Handlungsempfehlungen ableiten.
Die Idee des Index geht auf die Berliner Erklärung und die Initiative Gesundheitsvorsorge der Zukunft aus dem Jahr 2020 zurück. Der Präventionsindex ist als lernendes System konzipiert. Das heißt, dass er um weitere Präventionsbereiche, Datenfelder oder Kennzahlen ergänzt werden kann. Der Präventionsindex entstand als gemeinsame Kooperation von Springer Medizin, der Universität Bielefeld und Pfizer. Wissenschaftlich geleitet wird die Entwicklung des Indexes durch die Vandage GmbH.
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Der Präventionsindex soll Transparenz schaffen. Dabei richtet er sich an viele Zielgruppen und ermöglicht es ihnen, sich über das Präventionsgeschehen in Deutschland zu informieren, Fortschritte zu verfolgen und Herausforderungen zu identifizieren:
Der Präventionsindex zeigt, wo es Informationen zur Vorsorge gibt. Sowohl Patient:innen als auch Patient:innenvertretungen können diese Infos nutzen, um ihre Interessen und Anliegen zu vertreten.
Der Index bietet Einblicke in das deutsche Präventionsgeschehen für Vertretungen von Gesundheitsfachberufen, Arbeitgeber:innen, Unternehmen der Gesundheitswirtschaft und viele mehr. Sie können ihn nutzen, um Initiativen zu unterstützen, insbesondere in den Bereichen, in denen mehr Vorsorge nötig ist.
Der Präventionsindex liefert einen Nachweis für die Wirksamkeit von gesundheitspolitischen Maßnahmen und zeigt auf, wo noch weitere Daten oder Zielsetzungen benötigt werden. Daraus können konkrete Handlungsfelder abgeleitet werden, die das Gesundheitssystem nachhaltig stärken können.
Auch Wissenschaftler:innen im Bereich Vorsorge finden im Index wichtige Infos: Er zeigt auf, wo noch Daten fehlen und wo weiter geforscht werden muss, um Forschungslücken zu schließen.
Der Index kann helfen, die Vorsorge in Deutschland mit anderen Ländern zu vergleichen. Andere Länder zeigen, dass eine bessere Dokumentation der Präventionsleistungen und die Entwicklung von Zielwerten möglich ist. Ein Beispiel ist die Initiative Healthy People 2030, aus den USA. Es ließe sich auf Basis internationaler Vergleiche zum Beispiel evaluieren, wo andere Länder in der Präventionsarbeit, wie etwa bei Impfquoten stehen. So ließen sich Erfolgsstrategien aus anderen Ländern identifizieren, die auch in Deutschland zu einer Stärkung der Präventionsarbeit führen könnten.
Zielgruppen des Präventionsindex | © Pfizer Pharma GmbH
Um einen möglichst ganzheitlichen Blick auf die Präventionsarbeit in Deutschland zu bekommen, lassen die bisher 325 Kennzahlen des Index eine Analyse aus 6 verschiedenen Perspektiven zu:
6 Perspektiven des Präventionsindex | © Pfizer Pharma GmbH
Es gibt verschiedene Ansätze, Prävention zu messen. Der Index nimmt eine Dreiteilung vor und kann so die folgenden Bereiche differenziert abbilden.
Präventive Maßnahmen lassen sich nach dem Zeitpunkt, zu dem sie eingesetzt werden, unterteilen. Der Index unterscheidet in:
Präventionsmaßnahmen können in verschiedenen Formen erfolgen. Der Index unterscheidet in:
Hinter diesen Interventionsformen stehen spezifische Maßnahmen von beispielsweise einer bewegungsfreundlichen Umgebung am Arbeitsplatz über Impfungen bis hin zu Krebs-Screenings.
Präventionsmaßnahmen können an unterschiedlichen Stellen ansetzen, deshalb unterscheidet der Index auch folgende Zielgruppen:
Bisher betrachtet der Index die folgenden 7 Bereiche, um die Präventionsarbeit messbar zu machen
7 Bereiche des Präventionsindex | © Pfizer Pharma GmbH
Der Präventionsindex erfasst auch Präventionsziele in unterschiedlichen Werten
Die Arbeit am Präventionsindex ist ein iterativer Prozess, der stetig optimiert und erweitert wird. Dabei werden 4 Schritte durchlaufen:
Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik haben insgesamt 7 Präventionsbereiche definiert (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Erkrankungen, Infektionskrankheiten, Krebs, sexuell übertragbare Erkrankungen, Zahngesundheit und krankheitsübergreifende Maßnahmen), die für das Präventionsgeschehen relevant sind. Aktuell erfasst der Index 325 unterschiedliche Präventionsfelder. Anhand dessen wurden konkrete Ziele formuliert, deren Erreichung der Index prüfen soll. Natürlich sind dabei aus einer Systemperspektive nicht alle Indikatoren gleich relevant. Für die Bestimmung des Status quo der Präventionsarbeit in Deutschland ist jedoch eine möglichst umfangreiche Übersicht entscheidend.
Für die Bewertung der gesetzten Zielwerte werden in jedem Präventionsfeld Daten aus öffentlich zugänglichen Berichten sowie wissenschaftlichen Studien gesammelt.
Konkret heißt das, dass öffentliche Statistiken (z. B. die Datenbank des RKIs), öffentliche Berichte (z. B. über die Gesundheitsberichterstattung des Bundes) sowie frei zugängliche Primär- und Sekundärstudien zusammengetragen wurden. Diesen Daten werden dann öffentlich festgelegte Zielwerte – wie etwa die Erreichung einer Influenza-Impfquote von 75% für Personen ab 60 Jahren (weltweite Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation) – gegenübergestellt, um sogenannte Präventionslücken zu identifizieren.
Anhand der gesammelten Daten können nun die Präventionsfelder bewertet werden: In welchem Umfang werden bestimmte Ziele im deutschen Gesundheitssystem erreicht? Wo gibt es Präventionslücken?
Der Index zeigt einerseits, in welchen Bereichen noch Daten und insbesondere Zielwerte fehlen. Andererseits macht er deutlich, wo Handlungsbedarf besteht. Anhand dessen können zum Beispiel neue Studien angestoßen und Maßnahmen erarbeitet werden, um Wissens- und Versorgungslücken zu schließen.
Prozess der Entwicklung des Präventionsindex | © Pfizer Pharma GmbH
Der Public Health Action Cycle ist ein Modell, das den zyklischen Ablauf gesundheitspolitischer Initiativen beschreibt. Der Präventionsindex kann für die vier Phasen des Public Health Action Cycles – Problemstellung, Strategieformulierung, Umsetzung und Bewertung – herangezogen werden. Denn: Der Index kann jede dieser Phasen mit konkreten Daten unterstützen, um eine empirische Grundlage für Entscheidungen zu bieten.
Der Präventionsindex als Unterstützung für den Public Health Action Cycle | © Pfizer Pharma GmbH
Der Präventionsindex kann einerseits – sofern ausreichend Daten vorliegen – messen, in welchem Ausmaß und mit welchen Ergebnissen in Deutschland Präventionsarbeit geleistet wird. Andererseits macht der Präventionsindex auch deutlich, dass in allen der 7 Präventionsbereiche noch wichtige Daten fehlen, um einen umfassenden Status Quo ermitteln und Zielwerte definieren zu können. Genau hier setzt die Weiterentwicklung an: Fehlende Daten müssen gesammelt und im Präventionsindex ergänzt werden.
Für eine Weiterentwicklung hin zu einem evidenzbasierten Präventionsansatz braucht es einen möglichst breiten Konsens und das Engagement relevanter Partner:innen aus Politik, Selbstverwaltung und weiterer Beteiligten an der Präventionsarbeit in Deutschland. Wenn Sie Interesse haben, den Index für Ihre Arbeit zu nutzen oder ihn weiterzuentwickeln, beispielsweise durch die Erweiterung von Präventions- und Datenfeldern, melden Sie sich sehr gerne bei uns.
Im Sinne der Transparenz stellt Pfizer die Datenbank des Index frei zur Verfügung. Sie ist hier auf der Seite unseres wissenschaftlichen Kooperationspartners, der Vandage GmbH, frei abrufbar.
Zeitraum 2021/22: Rieck T, Steffen A, Feig M, Siedler A. Impfquoten bei Erwachsenen in Deutschland – Aktuelles aus der KV-Impfsurveillance. Robert Koch-Institut; 2022. (Zugriff am: 11.01.2024)
Nationale Lenkungsgruppe Impfen. Nationale Impfstrategien & Impfziele. In: https://www.nali-impfen.de/impfen-in-deutschland/nationale-impfstrategien-impfziele/ (Zugriff am: 11.01.2024)
Techniker Krankenkasse. Geringe Inanspruchnahme des Hautkrebs-Screenings. In https://www.tk.de/presse/themen/medizinische-versorgung/ambulante-versorgung/inanspruchnahme-hautkrebs-screening-mv-2158024 (Zugriff am: 11.01.2024)