RSV-Erkrankungen, ausgelöst durch das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV oder RS-Virus, können nur symptomatisch, nicht aber ursächlich behandelt werden. Daher setzen wir uns umfassend für die RSV-Vorsorge ein und engagieren uns in der Neu- und Weiterentwicklung von Impfstoffen.
Das RS-Virus sorgt in Europa vor allem im Winter regelmäßig für Krankheitswellen. Insbesondere bei Säuglingen und Kindern kann RSV schwere Verläufe nehmen. Weniger bekannt: Ältere Erwachsene gehören ebenso zur Risikogruppe für eine schwere RSV-Erkrankung wie Säuglinge und Kleinkinder.14 Der Schutz ist daher gerade bei älteren Erwachsenen ab 60 Jahren sowie bei Säuglingen und Kleinkindern wichtig.
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Das Respiratorische Synzytial-Virus (kurz: RSV) ist ein weltweit verbreiteter Erreger, der akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege verursacht.1 Das RS-Virus kann ganzjährig zu Erkrankungen führen, tritt aber saisonal gehäuft auf: In Mitteleuropa beginnt die RSV-Saison meist im November und hält bis etwa März an. Ihren Höhepunkt erreicht sie für gewöhnlich im Januar und Februar.2
RSV wird hauptsächlich durch engen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, aber auch eine RSV-Übertragung und Ansteckung über Oberflächen, auf denen die Viren anhaften und mehrere Stunden lang infektiös bleiben können, ist möglich.3 Die Inkubationszeit beträgt zwei bis acht Tage.1,4
Eine mit RSV-infizierte Person kann bereits ansteckend sein, noch bevor sie selbst Symptome entwickelt hat.1 Gesunde Menschen mit einer RSV-Infektion sind meist drei bis acht Tage lang ansteckend. Personen mit geschwächten Immunsystem sowie Früh- und Neugeborene können das RS-Virus auch mehrere Wochen lang, manchmal auch über Monate, weitergeben.1
Bei Säuglingen und Kleinkindern gilt das RS-Virus als einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen.1 Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge ist RSV für mehr als 60 % aller akuten Atemwegsinfektionen bei Kindern verantwortlich und für mehr als 80 % aller Infektionen der unteren Atemwege bei Babys unter einem Jahr.5
Bis zu 70 % aller Säuglinge infizieren sich in ihrem ersten Lebensjahr mit RSV und bis zu ihrem zweiten Geburtstag haben nahezu alle Kinder mindestens eine RSV-Infektion durchgemacht.1 Neugeborene und Säuglinge in den ersten sechs Monaten sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift und bereit ist, das Virus zu bekämpfen.6
Eine Erkrankung kann zu schweren Verläufen führen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.1
Schätzungen zufolge erkranken weltweit jedes Jahr fast 33,8 Millionen Kinder unter fünf Jahren an RSV, von denen etwa 3,4 Millionen im Krankenhaus behandelt werden müssen und zwischen 66.000 und 199.000 Kinder versterben an RSV.7
Neben dem akuten Verlauf, der eine Krankenhauseinweisung erforderlich machen kann, kann eine durchgemachte RSV-Infektion u. a. auch das Risiko erhöhen, an Asthma zu erkranken.4,8
Die Symptome einer RSV-Infektion ähneln meist einer Erkältung oder Grippe. Je nachdem, ob Kinder oder Erwachsene erkrankt sind, unterscheiden sich die Anzeichen einer RSV-Infektion leicht:
Einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer RSV-Infektion können gerade bei sehr kleinen Kindern das Alter und die Symptome geben, weil die erstmalige RSV-Infektion fast immer zu direkt erkennbaren Anzeichen führt.1 Zu Beginn erkennt man eine RSV-Erkrankung bei Säuglingen oft an folgenden Symptomen einer Erkrankung der oberen Atemwege:
Innerhalb weniger Tage kann es zu Symptomen einer Erkrankung der unteren Atemwege fortschreiten:
Ein häufiges Begleitsymptom ist Fieber, wobei dessen Höhe und Dauer keine Aussage über die Krankheitsschwere zulässt.1 Zur Diagnosesicherung wird ein Erregernachweis aus dem Sekret des Nasenrachenraums vorgenommen.1
Säuglinge mit einer RSV-Bronchiolitis, einer Entzündung der unteren Atemwege, haben ebenfalls respiratorische Symptome wie beschleunigte Atmung, Husten und Atemnot oder Kurzatmigkeit unter Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (erkennbar an Einziehungen am Brustkorb bzw. Hals). Zusätzlich fallen sie durch einen reduzierten Allgemeinzustand und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme (Trinkverweigerung, Erbrechen, Dehydratation) auf.1
Das RS-Virus ist auch in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet. Allerdings sind bei Erwachsenen die Symptome meist mild oder die Infektion verläuft komplett asymptomatisch, wodurch sie das RS-Virus unwissentlich weitergeben können.9,10
Dennoch ist RSV keine „Kinderkrankheit“. Das Risiko für einen schweren Verlauf einer RSV-assoziierten Erkrankung steigt bei Erwachsenen ab einem Alter von 60 Jahren an, da die Funktion des Immunsystems im Alter abnimmt.1,11 Ältere Erwachsene gehören somit ebenso zur Risikogruppe für eine schwere RSV-Erkrankung wie Säuglinge und Kleinkinder.14
Symptome und Krankheitsverlauf sind ähnlich wie bei der Grippe (Influenza): Sie müssen vergleichbar häufig im Krankenhaus behandelt werden und ihr Risiko, an RSV zu versterben, ist ebenfalls ähnlich hoch wie bei der Grippe.
RSV-Infektionen sind nicht mit Medikamenten heilbar, können also nicht ursächlich behandelt werden, weshalb nur unterstützende Maßnahmen zur Symptomlinderung ergriffen werden können. Dazu zählen Maßnahmen wie Fiebersenkung, Flüssigkeitszufuhr und, wenn nötig, Sauerstoffgabe bis hin zu einer invasiven Beatmung.12,13 Die beste Maßnahme gegen RSV ist es deshalb, es gar nicht erst zur Erkrankung kommen zu lassen.
Die Möglichkeiten, einer RSV-Infektion oder schweren Erkrankung vorzubeugen, waren in der Vergangenheit begrenzt. Mehr als ein halbes Jahrhundert hatte die Wissenschaft an Impfstoffkandidaten geforscht.14
Seit der RSV-Saison 2023/24 stehen erstmals verschiedene Möglichkeiten zur breiten medizinischen RSV-Vorsorge zur Verfügung, darunter Impfungen zum Schutz von Erwachsenen ab 60 Jahren sowie eine RSV-Impfung für Schwangere, um das Neugeborene vom ersten Atemzug an für die ersten Monate ab der Geburt vor RSV zu schützen.15
Ziel der sogenannten maternalen Immunisierung ist es, dass die werdende Mutter nach der Impfung Antikörper gegen RSV bildet, die dann über die Plazenta auf ihr noch ungeborenes Baby übertragen werden.17 Die von der Mutter erworbenen Antikörper gegen das RS-Virus können das Baby dann ab dem Moment der Geburt eine Zeit lang vor RSV schützen.15
Diesen von der Mutter erworbenen Schutz nennt man Nestschutz. Dieser Nestschutz ist sehr wichtig, denn Neugeborene sind besonders anfällig für Infektionskrankheiten, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. Die RSV-Impfung wird der werdenden Mutter zwischen Schwangerschaftswoche 24 und 36 verabreicht.
Das Prinzip, werdende Mütter zu impfen, um so den Nestschutz zu erweitern, ist seit vielen Jahren etabliert und Impfungen mit Totimpfstoffen während der Schwangerschaft gelten als sicher für die Schwangere und den Fötus.18,19 Eine Schwangerschaft ist daher kein Grund, sich nicht impfen zu lassen. Im Gegenteil: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt zum Beispiel seit 2020 die Impfung gegen Keuchhusten in jeder Schwangerschaft, um das Erkrankungsrisiko bei Neugeborenen von Geburt an zu reduzieren.20,21
Mehr zu Impfungen in der Schwangerschaft: Impfungen für Schwangere - Schutz für das Neugeborene vom ersten Atemzug an