Berlin 2025. Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten als eine der häufigsten Volkskrankheiten und sind die führende Todesursache in Deutschland.1 Umso wichtiger ist ihre Vorbeugung. Dazu zählen gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Medikamente – und auch Impfungen.2,3 Herzspezialisten weisen zunehmend darauf hin, dass Impfungen gegen Atemwegserkrankungen für die Herzgesundheit eine große Rolle spielen. Der Grund: Atemwegsinfekte können Herz und Kreislauf angreifen. So können zum Beispiel Infektionen mit Grippeviren oder Pneumokokken-Bakterien Entzündungen auslösen, die weit über die Atemwege hinausgehen und Blutgefäße sowie das Herz erheblich schädigen. Besonders gefährdet sind Menschen ab 60 Jahren oder mit chronischen Erkrankungen. Daher stuft die European Society of Cardiology (ESC) bestimmte Impfungen, wie Grippe- oder Pneumokokken-Impfungen als vierte Säule der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein.3
Atemwegserkrankungen, darunter zum Beispiel Grippe- und Pneumokokken-Infektionen, stehen nachweislich im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder eine Verschlechterung der Herzfunktion3. Experten führender europäischer Fachgesellschaften betonen, dass der vorbeugende Nutzen von Impfungen für Herzpatient:innen ebenso bedeutsam ist, wie die Behandlung bekannter Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte oder Diabetes.
„Schwere Atemwegsinfektionen greifen nicht nur die Lunge an, sondern sind auch eine Gefahr für das Herz-Kreislauf-System. Das gilt insbesondere für ältere Patient:innen und jene mit chronischen Vorerkrankungen. Denn die Entzündungsprozesse, die zum Beispiel eine bakterielle Lungenentzündung auslöst, können sich auf den ganzen Körper ausbreiten und auch die Blutgefäße und das Herz langfristig schädigen. Schutzimpfungen, wie gegen Grippe und Pneumokokken, sind daher eine wichtige Säule zur Prävention von kardiovaskulären Ereignissen und Komplikationen, wie Herzinfarkt oder eine Entzündung des Herzmuskels“, erklärt Universitätsprofessor Dr. Rembert Koczulla, Facharzt für Pneumologie.
Pneumokokken sind Bakterien, die durch Tröpfcheninfektionen übertragen werden, etwa beim Husten, Niesen oder Sprechen.4 Sie sind verantwortlich für eine Vielzahl von Erkrankungen, die von Atemwegsinfekten bis hin zu schweren Lungenentzündungen, Hirnhautentzündungen oder Blutvergiftungen reichen.4 Für außerhalb des Krankenhauses erworbene Lungenentzündungen sind sie sogar der häufigste bakterielle Auslöser.5 Besonders gefährlich sind Pneumokokken für ältere Menschen, chronisch Kranke und Personen mit geschwächtem Immunsystem.6
Das Robert Koch-Institut (RKI) verzeichnet eine Zunahme schwer verlaufender Pneumokokken-Erkrankungen in Deutschland. Diese liegen 2025 zum aktuellen Zeitpunkt bereits über dem Niveau der Vorjahre.7 Trotzdem bleibt die Impfquote in Deutschland niedrig: Nur knapp 25 Prozent der Personen, für die die Pneumokokken-Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen ist, sind tatsächlich geimpft.6
Mit dem Herbst beginnt die Hochsaison für Atemwegsinfektionen. Sinkende Temperaturen und vermehrte Indoor-Aktivitäten begünstigen die Verbreitung von Krankheitserregern, wie Grippe-Viren und Pneumokokken-Bakterien. Besonders problematisch: In der kühlen Jahreszeit steigt auch die Gefahr von sogenannten Sekundärinfektionen. Das bedeutet, dass zu einer Virusinfektion wie einer Grippe noch eine bakterielle Infektion hinzukommen kann. Pneumokokken gelten dabei als häufigste Ursache für solche schwerwiegenden Koinfektionen, die oft eine stationäre Behandlung erfordern.8
Die Pneumokokken-Impfung gehört zu den wirksamsten Schutzmaßnahmen gegen diese Infektionen und deren Komplikationen. Die STIKO empfiehlt die Impfung standardmäßig unter anderem für Personen ab 60 Jahren sowie für Personen ab 18 Jahren mit bestimmten Grunderkrankungen, wie Immunschwäche, COPD, Asthma oder Diabetes.6,A Eine einmalige Impfung reicht in der Regel aus und kann problemlos mit anderen Impfungen, wie der Grippe- oder COVID-19-Impfung kombiniert werden. Die Kosten für die Impfung werden für die Personen, für die die STIKO die Impfung empfiehlt, vollständig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.6
Um das individuelle Infektionsrisiko besser einschätzen zu können, steht auf www.lungeschützen.de ein einfacher Online-Test zur Verfügung. Interessierte können sich dort auch weiter über die Impfung und ihre Schutzwirkung informieren.
Um ihre Lunge zu schützen, sollten daher Menschen ab 60 Jahren jetzt eine Pneumokokken-Impfung vornehmen. Die einmalige Impfung kann zusammen mit der Grippeschutzimpfung erfolgen und ist in der Regel gut verträglich.3 So können ältere Menschen nicht nur den anstehenden Herbst, sondern auch den Herbst des Lebens weiterhin aktiv und gesund genießen.
A Auch empfohlen für Erwachsene >18 Jahren mit relevanten Grunderkrankungen, wie angeborenen oder erworbenen Immundefekten, chronischen Krankheiten oder fremdkörperassoziierten für Pneumokokken-bedingte Hirnhautentzündungen (Meningitis). 3
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind Bakterien, die durch die sogenannte Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden, zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Reden11,12. Wenn die Körperabwehr geschwächt ist, kann der Erreger das Immunsystem angreifen und verschiedene Krankheitsbilder auslösen, darunter harmlosere Erkrankungen wie beispielsweise Mittelohr- (Otitis) oder Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis), aber auch schwere Erkrankungen wie eine bakterielle Lungenentzündung (Pneumonie) oder eine invasive Pneumokokken-Erkrankung, die zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) führen kann11,13,14. Typische Symptome einer Lungenentzündung sind unter anderem plötzliches hohes Fieber, Schüttelfrost, Atemnot und Brustschmerzen beim Atmen.13
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1 Robert Koch-Institut. Herz-Kreislauf Erkrankungen. www.rki.de/DE/Themen/Nichtuebertragbare-Krankheiten/Koerperliche-Gesundheit/Herz-Kreislauf/herz-kreislauf-erkrankungen-node.html#:~:text=Die%20wichtigsten%20beeinflussbaren%20Risikofaktoren%20f%C3%BCr,k%C3%B6rperliche%20Inaktivit%C3%A4t%20und%20ungesunde%20Ern%C3%A4hrung. Letzter Zugriff: 01.10.2025.
2 Wienbergen H, et al. Deutsches Ärzteblatt. 2022;119(18):A815–9.
3 Heidecker B, et al. European Herat Journal. 2025;36:3518-3531.
4Robert Koch-Institut. Faktenblatt zur Pneumokokken-Impfung. https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Informationsmaterialien/Faktenblaetter-zum-Impfen/Pneumokokken.pdf?__blob=publicationFile&v=7 Letzter Zugriff: 02.10.2025.
5 Braeken DCW, et al. Infection. 2021;49:533–537.
6 Robert Koch-Institut. Epid Bull. 2025;4:1-75.
7 Robert Koch-Institut. [email protected], Webbasierte Abfrage der Meldedaten gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG). https://survstat.rki.de. Letzter Zugriff: 27.08.2025.
8 Boehme JD, et al. Deutsches Ärzteblatt: Koinfektion mit Influenza und Pneumokokken: Influenza bereitet Infektion mit Pneumokokken vor – Deutsches Ärzteblatt. Letzter Zugriff: 20.09.2025.