14.02.2023 von Ali Ciger
Wem schenken die Deutschen mehr Aufmerksamkeit: der Zuverlässigkeit ihrer Autos oder der eigenen Gesundheit? Eine rhetorische Frage, mag man meinen. Aber die Zahlen aus einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag von Pfizer geben zu denken: 86 Prozent der deutschen PKW-Besitzer haben innerhalb der letzten zwei Jahre ihr Auto zur Inspektion gebracht. Im gleichen Zeitraum haben aber nur knapp 66 Prozent der Deutschen eine Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen.
In diesem Beitrag:
Dabei sind die Deutschen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber mehr Prävention. Doch es fehlt an Orientierung und gezielteren Maßnahmen, die ein gesundes Verhalten unterstützen. Die wichtigsten Maßnahmen laut der Umfrage:
Mehr als die Hälfte der Menschen hierzulande nähme mehr Vorsorgeangebote wahr, wenn sie stärker dazu motiviert werden würde.
Mehr als 40 Prozent würde einen elektronischen Erinnerungsservice nutzen, der an Termin für die Gesundheitsvorsorge erinnert.
Jeder Vierte fühlt sich durch Rabatte beim Versicherungsbetrag motiviert, mehr Vorsorgeangebote wahrzunehmen.
Die Ergebnisse zeigen: In Sachen Prävention gibt es noch eine Menge Luft nach oben, um die Menschen besser mit Angeboten zur Gesundheitsvorsorge zu erreichen und somit dazu beizutragen, Krankheiten zu verhindern, bevor sie überhaupt entstehen.
Wie gut ist die Gesundheitsvorsorge in Deutschland: Der Präventionsindex
Impfungen gehören zu den wirksamsten und sichersten Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge. Dank großer Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten können wir die Schutzbedürftigsten unserer Gesellschaft heute vor einer ganzen Reihe gefährlicher Infektionskrankheiten bewahren.
Und zwar weit über das Kindesalter hinaus: Auch für Jugendliche, ältere Erwachsene, chronisch Kranke und immungeschwächte Personen sind Impfungen sinnvoll, um schweren, schlimmstenfalls tödlich verlaufenden Infektionserkrankungen vorzubeugen.
Wir müssen aber daran arbeiten, dass Impfungen nicht zum Opfer ihres eigenen Erfolgs werden, um auch kommende Generationen zuverlässig zu schützen. Denn viele Infektionskrankheiten, zum Beispiel die Kinderlähmung, sieht man glücklicherweise kaum noch – dank Impfungen. Das führt aber dazu, dass man ihre Gefahren häufig unterschätzt und leichtfertig in Kauf nimmt, dass sich eigentlich vermeidbare Krankheiten wieder ausbreiten, wie es zum Beispiel bei Masern immer wieder der Fall ist. Die COVID-19-Pandemie und auch die vielen RSV-Infektionen im Winter 2022/2023 haben gezeigt, wie anfällig das deutsche Gesundheitssystem ist.
Und schließlich gibt es auch eine volkswirtschaftliche „Schutzdimension“ beim Impfen: Durch Impfungen vermeidbare Erkrankungen wie Grippe oder Lungenentzündung bedeuten mitunter eine große wirtschaftliche Belastung für unser Gesundheitssystem, zum Beispiel durch längere Krankenhausaufenthalte und die entsprechende medikamentöse Behandlung. Die ist gerade vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft hochrelevant: Wir sollten mehr dafür tun, damit Menschen gesund alt werden können.
Um von einem behandelnden System hin zu einem auf Vorsorge bzw. Gesunderhaltung ausgerichteten System zu kommen, gibt es aus meiner Sicht drei mögliche Ansatzpunkte:
Gesundheit steht zukünftig stärker im Vordergrund als Krankheit: Aktuell fließen nur 3 Prozent der Ausgaben im Gesundheitswesen in die Vorsorge. Ein stärkerer politischer Wille, mehr in Vorsorge zu investieren, könnte viel bewegen.
Vorsorge muss einfach sein: Die Menschen wünschen sich mehr Anreize und Erinnerungen, um Vorsorgeangebote auch zu nutzen. Es wäre ein großer Mehrwert, wenn es gelingt, den Zugang zu Vorsorgeangeboten einfacher zu gestalten – ohne Termin und Wartezeit, zum Beispiel durch zusätzliche Impfangebote in Apotheken oder durch Impfsprechstunden beim Arzt.
Auch die Digitalisierung bietet uns Chancen, zum Beispiel in Form eines elektronischen Impfpasses mit automatischer Erinnerungsfunktion.
Wir sollten weiterhin gemeinsam an einer besseren Aufklärung arbeiten, zum Beispiel mit Informationskampagnen für mehr Vorsorge. Gleichzeitig brauchen wir aber auch stärkere Bemühungen, die Menschen im täglichen Alltag der Schule oder auf dem Arbeitsplatz zu erreichen – zum Beispiel durch den öffentlichen Gesundheitsdienst. Nur wer Vorsorgemaßnahmen kennt und versteht, kann sie auch nutzen.
Investitionen und Mühen gerade in der Frage, die Vorsorge der Menschen zu verbessern, lohnen sich. Denn was wir heute in Präventionsmaßnahmen investieren, zahlt sich in der Zukunft aus.
ALI CIGER
Pfizer Vaccines Lead Germany
Ali Ciger ist Leiter des Geschäftsbereichs Impfstoffe bei Pfizer in Deutschland.